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  • Wir wollen einmal um die Welt fliegen und wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mitkommen :-).
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10. März 2014 1 10 /03 /März /2014 10:37

Zum Schluss unserer Zeit in Australien sind wir noch mal fast ganz unten angekommen, aber dazu später mehr.

Da unsere Fähre nach Tasmanien erst am zweiten Januar ging, hatten wir die Gelegenheit Silvester in Melbourne zu verbringen und das Feuerwerk zu sehen. Es wird an verschiedenen Orten, rund um die Innenstadt abgefeuert. Also haben wir unsere Picknickdecke am Yarra River aufgeschlagen, um von dort einen guten Blick über die Skyline zu haben. Gegen Mitternacht wurde das Ufer immer mehr bevölkert und Punkt 12 Uhr wurde der dunkle Nachthimmel von unzähligen Raketen erhellt. So wurde das Jahr 2014 für uns eingeläutet.

Das wir Tassie noch mal besuchen würden, daran hätten wir eine Woche vorher nicht geglaubt. Aber wie wir mittlerweile wissen, lässt sich in Australien nur bedingt etwas Planen. Es kommt hier sprichwörtlich immer anders als man denkt. Im Gegensatz zu unseren vorherigen Fahrten über die Bass Strait war das Wetter ziemlich ungemütlich. Die Spirit of Tasmania hatte ordentlich Seegang und schaukelte auf und ab. Friedrich hatte ordentlich mit seiner Seekrankheit zu kämpfen, da half nur Ablenkung in Form von Wanderungen durch das Schiff und regelmäßiges Luftschnappen an Deck. Nachdem diese Tortur überstanden war und wir nicht mal 5 min angelegt hatten, stürzte Friedrich sich sofort auf das Essen .

Am Tag danach ging es einmal quer über die Insel nach Bushy Park. Das ist ein kleines Dörfchen ungefähr eine Stunde nordwestlich von Hobart. Dort gibt es nicht viel außer ein paar Hopfenfeldern. Der nächstgelegene Supermarkt war 20 km entfernt in New Norfolk. Ein Städtchen, das von der holzverarbeitenden Industrie lebt und eigentlich ganz schick am Derwent River liegt. Die meisten angeheuerten Kirschpflücker campten mit uns am lokalen Dorfplatz, der aus einem Kricketfeld, Toiletten- und Duschhäuschen sowie einer überdachten Bar bestand. Letztere wurde mit Kühlschränken, Kochplatten, Gasbarbecues und Sofas zur Campküche aufgerüstet. Da am Wochenende nicht gearbeitet wurde und es am Montag kräftig geregnet hatte, ging es für uns mit ein paar Tagen Verzögerung los. Die freie Zeit hatten wir genutzt, um im Mt. Field National Park herumzuwandern. Dort gibt es Wasserfälle, riesige Bäume und jede Menge Tiere zu sehen. Als wir hier das letzte Mal waren, konnten wir direkt zu Beginn Peddelmelons (sehen aus wie Kängurus nur kleiner) beobachten. Die hatten heute wohl frei und haben sich nicht blicken lassen. Nach guten 2 Stunden wandern ungefähr 20 Schritte von unserem Auto entfernt, haben wir doch noch einen Echidna auf der Suche nach Fressbaren zuschauen können. Die sehen wie Igel aus, nur ein bisschen größer.

Die Kirschernte ist in Tasmanien auf Grund des kühleren Wetters ein paar Wochen später als auf dem Festland. Da der Großteil der Pflücker von unserer Farm in Young vor hatte auch hier zu arbeiten, war es dann auch nicht verwunderlich, dass wir hier einige wieder getroffen haben. Die diesjährige Saison stellte sich aber als eine der Schlechtesten seit Jahren heraus. Wir konnten zwar den ganzen Januar dort arbeiten, aber oft waren nur wenige Früchte an den Bäumen. Das Pflücken hier war im Grunde nicht viel anders als in Young. Der Unterschied lag nur darin, dass die Boxen nur halb so groß waren (8 kg) und von uns zum Traktor gebracht werden mussten, anstatt dass sie abgeholt wurden. Außerdem sollten wir die Kirschen separieren, wenn sie als doppelte oder dreifache am Ast wuchsen. Das artet dann in eine ganz schöne Frickelarbeit aus. Da wir aber mehr Geld pro Kilo bekamen, sollte sich der Aufwand lohnen.

Die ersten beiden freien Tage haben wir auch gleich genutzt und haben uns auf nach Bruny Island gemacht. Dieses kleine Paradies hatten wir noch sehr gut aus dem letzten Jahr im Gedächtnis. Dort haben wir Pinguinen aufgelauert, als sie nach einem langen Tag Futter sammeln an Land kamen, um ihre Nachkommen zu füttern. Die herrlich weißen Sandstrände mit dem türkisfarbenen Meer haben uns ebenfalls wieder in ihren Bann gezogen. Wie so oft lässt sich die Schönheit der Natur am besten zu Fuß erkunden. Hierbei konnten wir wunderbar die Seele baumeln lassen und Kraft tanken für die nächsten Tage unterm Kirschbaum. So vergingen die beiden Tage viel zu schnell und schon haben wir wieder im Camp gestanden und uns auf den nächsten Tag vorbereitet.

Genau genommen haben wir auf 2 Farmen gearbeitet. Eine lag direkt am Fluss und die andere ein paar Kilometer entfernt am Südhang eines Berges. Diese beiden unterschiedlichen Lagen machten es möglich, die Erntesaison etwas zu verlängern, hatte sich Friedrich erklären lassen. Wenn wir eine Sorte auf der Farm am Fluss abgeerntet hatten, war dieselbe Sorte auf der Farm am Berg reif. So haben wir alle paar Tage gewechselt. Die Farm wurde von einem australischen Ehepaar gemanaged, die alte Hasen unter den Pflückern waren. So verging der Januar wie im Flug und schon war auch in Tasmanien die Erntesaison vorbei. Für die Party am letzten Arbeitstag haben René und Wayne ordentliche Geschütze aufgefahren. So ging es, direkt nachdem die letzte Kirsche gepflückt wurde, zu einer kleinen lokalen Brauerei. Dort hat jeder ein großes Glas Bier bestellen dürfen. Das war ein grandioser Auftakt für einen tollen Abend. Zurück im Camp wurden die Gasgrills angefeuert und bergeweise Fleisch gebraten. Dazu gab es noch verschiedene Salate, Soßen und eiskaltes tasmanisches Bier. Das muss man den Aussis auch lassen, im Barbecue veranstalten, sind sie wirklich schwer zu schlagen. René und Wayne hatten noch als kleine Spezialität Vegemitetoasts geschmiert. Jeder der diesen speziellen australischen Aufstrich kennt, kann sich die verdutzen Gesichter vorstellen bei Leuten, die es nicht kannten. Kleiner Tipp: Sieht aus wie Nutella, schmeckt aber salzig. So verging der Abend mit erzählen von Reisegeschichten und lustigen Gegebenheiten aus den letzten Wochen unter den Kirschbäumen. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen sentimental, aber die Abschieds- bzw. Aufbruchsstimmung am nächsten Tag war auch ziemlich einmalig. Etwas melancholisch und im Dunst eines leichten Katers, haben die meisten ihre Rucksäcke oder Autos gepackt, noch mal Abschiedsbilder geknipst und Telefonnummern ausgetauscht. Bevor sich unsere kleine Gemeinschaft wieder in alle Teile der Welt verstreut, aus der wir vor 4 Wochen zusammen kamen. Manche brechen auf zu weiteren Reisen, andere wiederum wollen noch weiter ihre Kasse auffühlen oder wie wir zurück in ihre Heimat gehen. Dieses Gefühl von fröhlicher Traurigkeit war schon besonders.

Da wir nun auch nicht mehr in Australien arbeiten wollten, konnten wir unsere verschlissenen Arbeitsklamotten und Schuhe in die Tonne hauen. Was für eine Genugtuung! Nun stand der Verkauf unserer heißgeliebten Moo an und dann geht’s direkt Richtung Deutschland. Doch bevor wir uns damit beschäftigen, war noch eine Woche Urlaub in Tasmanien angesagt. Als erstes wollten wir zum Lake Pedder, einem riesigen See, der entstanden ist durch das Anstauen mehrerer Flüsse zur Stromgewinnung. Bis auf den Gordon Dam, den jeder ohne irgendwelche Aufsicht entlang wandern kann, war hier nichts weiter los. Viel lustiger war, dass wir Michelle und Thomas wieder getroffen haben. Wir hatten zusammen 3 Monate vorher bei den Blaubeeren gearbeitet und gecampt. Da war es wieder: Australien ist ein Dorf. Am nächsten Tag ging es nach Hobart zum Spazieren, Souvenirs abstauben und dem Museum einen Besuch abstatten. Danach sollte es die Ostküste entlang nach Norden gehen. In Bicheno haben wir noch mal Pinguine beobachten können. Die Kerlchen hätten uns fast umgerannt, als wir den Weg hinunter zum Strand gegangen sind und sie uns entgegen kamen. An der Bay of Fires haben wir 2 Nächte unser Lager aufgeschlagen, natürlich standesgemäß mit Lagerfeuer. Auf dem Weg nach Launceston haben wir noch an einem beeindruckenden Wasserfall angehalten. In der Zwischenzeit hatte sich jemand auf unsere Anzeige im Internet gemeldet und war bereit nach Tasmanien zu kommen, um sich Moo anzuschauen. Leider ist daraus nichts geworden. Also hieß es: Auf nach Melbourne!

Da wir relativ zügig die Ostküste hinauf gereist sind, haben wir es leider nicht geschafft uns noch mal mit Michelle und Thomas zu treffen. Wie das Schicksal manchmal so spielt, hatten wir die gleiche Fähre gebucht. Da wir uns so viel zu erzählen hatten, vergingen die Stunden wie im Flug. Dank des geringen Seegangs und des guten Wetters konnte Friedrich die Fahrt auch genießen . Camp haben wir wieder am Cherry Lake bezogen im Melbourner Vorort Altona. Der Verkauf unseres Hauses auf 4 Rädern stand nun im Vordergrund. Also haben wir online unsere Anzeigen auf Melbourne geändert und in fast allen Hostels einen Flyer aufgehängt. Nun hieß es warten. Die Zeit haben wir uns mit Einkaufen vertrieben. Da unsere Garderobe nach 2 Jahren schon den einen oder anderen Verlust zu vermelden hatte, haben wir uns entschieden die Kreditkarte glühen zu lassen. Nach einer Woche ohne nur einen Anruf und Betrachtung unserer Konkurrenz, mussten wir die Fahrt nach Sydney auf uns zu nehmen, um dort einen Käufer für Moo zu finden. Cindy hatte deshalb schon parallel eine Anzeige in Sydney eingestellt. Diese hatte auch einen Treffer und wir haben Melbourne Bye Bye gesagt.

Über 800 km später hatten wir unsere erste Probefahrt mit einem Engländer, der uns am Abend aber abgesagt hatte. Da in Sydney viele Leute ankommen und wieder abfliegen, gibt es einen regen Markt für gebrauchte und umgebaute Kombis, Vans und Jeeps. Dieser fand immer in den Straßen von Kings Cross statt. Bis die Stadtverwaltung dies verboten hat und einen Automarkt dafür in einem Parkhaus eröffnet hat. Dort wollten wir hin und unser Glück versuchen. Dafür gab es 2 Hindernisse zu überwinden. Wir mussten einen Safety Check bestehen, der super oberflächlich war, den Moo aber ohne Probleme bestand. Das zweite Problem war deutlich kniffliger, denn unsere Moo ist beim Reinfahren in das Parkhaus an die 2 m Barriere gestoßen. Die einzige Lösung dafür ist: Die Dachgepäckträger müssen runter. Allerdings waren die Schrauben schon so verrostet, dass dies wohl nicht ohne sie zu zerstören möglich wäre. Da wir das ohne Werkzeug nur machen könnten, wenn wir einen Mechaniker teuer bezahlen, waren wir ein bisschen aufgeschmissen. Plan B war: Wir riskieren es! Also haben wir die Barriere angehoben, um ins Parkhaus zu kommen. Ganz langsam ist Cindy dann weiter gefahren und Friedrich ist um das Auto gesprungen und hat geschaut, dass wir nicht anstoßen. Nach einigen Minuten und ein paar kniffligen Stellen hatten wir es geschafft. Nun stand uns nichts mehr im Weg unsere Moo auf dem Sydney Travellers Car Market anzupreisen. Hier unten warten immer cirka 7 bis 12 Fahrzeuge auf neue Besitzer. Interessenten kommen über den Tag verteilt vielleicht 5 herein, aber im Durchschnitt wird mindestens ein Auto pro Tag verkauft. Da man den Großteil des Tages mit Warten beschäftigt ist, lernt man ziemlich schnell die anderen Verkäufer kennen. Alle teilen das gleiche Schicksal und hoffen auf einen schnellen Verkauf ihrer liebgewonnen Karren, um möglichst bald dem Parkhaus zu entkommen und an der Oberwelt die Sonne zu genießen. Da spielt sich manchmal das ein oder andere Drama ab, wenn Abflugtermine immer näher rücken. Das Problem hatten wir nicht, aber unsere Moo ist uns in der ersten Woche treu geblieben und erst zu Beginn der zweiten Woche hatten wir die ersten Interessenten.

So sitzen wir hier in Sydney im Parkhaus von früh bis spät bei schummrigen Licht mit unseren Campingstühlen auf dem Betonboden mit den typisch australischen Ölflecken. Zumindest parken wir auf der zweiten Ebene und sind nicht ganz unten angekommen .

Update: Moo ist nach 14 Tagen Parkhaus verkauft und wir sind auf dem Heimweg!!! Können es gar nicht erwarten, euch alle wiederzusehen.

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